Nährstoffmängel entdecken und beheben

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Interview mit Dr. Silke Kranz, Allgemeinmedizinerin aus Bad Zell  www.sportplusmedizin.at 

 

Frau Dr. Kranz, Sie beschäftigen sich als Ärztin sehr viel mit dem Thema Ernährung, mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.
Welchen Stellenwert sehen Sie hier für die Gesundheit? 

Der Ernährung kommt eine sehr große Bedeutung zu, da sie der Treibstoff des Lebens ist. Mikronährstoffe fördern die Gesundheit und können Krankheiten vorbeugen. Eine richtige und ausgewogene Ernährung ist für mich daher Prävention, und Prävention ist essenziell, denn eine Behandlung ist immer mühsamer als Vorbeugung.
Bei lang andauernder einseitiger Ernährung oder Nährstoffmängeln können bleibende Schäden für die Gesundheit entstehen. 

 

Die Symptomatik bei Mangelerscheinungen ist vielfach sehr unspezifisch.
Bei welchen Symptomen sollte man hellhörig werden und wie kann man am besten herausfinden, woran es mangelt? 

  • Müdigkeit, Blässe, Konzentrationsschwierigkeiten, Mundwinkelrhagaden, Haarausfall sowie brüchige Nägel deuten beispielsweise auf einen Eisenmangel hin, es könnte aber auch an einem Vitamin B12 Mangel liegen, da viele Anzeichen hier ähnlich sind.
  • Depressive Verstimmung, Antriebslosigkeit oder Immunschwäche können auf einen Mangel an Vitamin B12, Eisen oder Vitamin D zurückgeführt werden.
  • Muskelkrämpfe, Kopfschmerzen, Herzrhythmusstörungen sind mögliche Anzeichen eines Magnesiummangels.   

Ganz genau lässt sich ein Mangel alleine anhand der Symptome nicht bestätigen. Gewissheit verschafft lediglich eine Vollblutanalyse beim Arzt mit spezieller Auswertung sämtlicher Vitamine, Mineralstoffe und Enzyme. Die Kontrolle von Omega3- und Omega6-Fettsäuren ist auch empfehlenswert.
Leider wird diese Analyse nicht von der Krankenkassa übernommen. Für die Patient:innen entstehen Kosten von bis zu 200 Euro, die man jedoch für seine Gesundheit investieren sollte. 


Welche Nährstoffmängel sehen Sie am häufigsten und bei welchen Personengruppen?
 

Ein Eisenmangel tritt häufig bei Frauen auf (bei starker Menstruationsblutung oder während/nach der Schwangerschaft). 
Auch Sportler:innen haben aufgrund der körperlichen Belastung und Muskelaktivität einen höheren Eisenbedarf.  Bei veganer oder vegetarischer Lebensweise kann auch sehr leicht ein Eisenmangel entwickelt werden, da die tierische Eisenquelle fehlt.  

Veganer:innen sind zudem häufig von einem Vitamin B12 Mangel betroffen, ebenso jene Personen mit Magenerkrankungen (Anmerkung: bei einem Magenbypass oder bei langfristiger Einnahme von Magenschutzmedikamenten kann Vitamin B12 nicht mehr ausreichend verstoffwechselt werden).   

Sehr verbreitet ist Vitamin D Mangel – nicht nur in den Wintermonaten – sondern vielfach das ganze Jahr über. Betroffen davon sind alle Personengruppen vom Kleinkind bis hin zu hochbetagten Menschen. 


Vitamin D erfährt gerade jetzt einen Hype. Wie stehen Sie zu dem „Allround-Vitamin“? 

Vitamin D ist enorm wichtig für Immunsystem, Knochenbildung, Zähne, Muskeln – aber auch für die Stimmungslage, Hirnleistung und Konzentrationsfähigkeit.
In Österreich wird standardmäßig bereits jedem Baby ab dem 1. Lebenstag  ein Vitamin D Arzneimittel zur Rachititsprophylaxe und Knochenbildung verschrieben. 

Auch im Alter kommt Vitamin D eine besondere Bedeutung zu: 

  • Zur Unterstützung des Immunsystems, um Krankheiten vorzubeugen.  
  • Zur Unterstützung der Muskelfunktion und Knochenbildung, um das Sturzrisiko bei älteren Personen zu verringern. 

Was kann man tun, um den Vitamin-D Haushalt und somit sein Immunsystem zu unterstützen, welche Art der Supplementation würden Sie welcher Personengruppe empfehlen? 

Für Erwachsene gibt es in der Apotheke eine große Auswahl an Vitamin D Präparaten (Arzneimittel, Nahrungsergänzungsmittel). Ich rate, auf eine moderate und regelmäßige Dosierung und einfache Einnahmeformen zu achten. Die individuelle Dosierung sollte nach Rücksprache mit Ärzt:innen anhand des gemessenen Vitamin D Spiegels festgelegt werden. Eine Kombination von Vitamin D und K kann ebenso sinnvoll sein.  Ärzt:innen oder Apotheker:innen können bei der Wahl des geeigneten Produkts, auf den Kunden zugeschnitten, beraten.  

Bei Kindern (v.a. bei Säuglingen und Kleinkindern) sieht die Sache etwas anders aus, denn hier sollte man jedenfalls zu lang bewährten Arzneimitteln mit hohem Sicherheits- und Qualitätsstandard greifen, die von Ärzt:innen rezeptiert werden.  Denn Arzneimittel unterliegen – anders als Nahrungsergänzungsmittel – einer sehr genauen Prüfung und sicheren Dosierung und sind auf die Bedürfnisse unserer Kleinen abgestimmt. 

 

Vielen Dank Frau Dr. Kranz für Ihre Zeit und Expertise.