Interview mit Univ. Prof. DDr. Johannes Huber
Univ. Prof. DDr. Johannes Huber zählt zu den renommiertesten Hormonforschern und Reproduktionsmedizinern Europas. Weshalb Frauen ihren Vitamin-D-Spiegel prüfen lassen sollten, erklärt er im Interview.
Herr Professor DDr. Huber, wie sähe unser Leben ohne Hormone aus?
Ganz einfach: es gäbe kein Leben. Ohne Geschlechtshormone gäbe es keine Fortpflanzung. Die Menschheit würde ziemlich schnell aussterben. Was viele nicht wissen: Vitamin D ist auch ein Hormon.
Welche Funktion übernimmt das „Sonnenhormon“ im Körper?
Vitamin D ist ein Steroid, also ein Hormon. Zusammen mit dem „Geschwisterchen“ Progesteron reguliert es die Zellteilung. Besonders bei Frauen beeinflusst das Vitamin D zudem in den Blutwerten die Hormone Progesteron und Östrogen. Fehlt dieses Vitamin im weiblichen Körper, erhöht sich der Gehalt an Testosteron.
Neuesten Studien zufolge erhöht Vitamin D die Fruchtbarkeit von Frauen. Decken sich diese Erkenntnisse mit Ihren Erfahrungen?
Ja, absolut. Ein höherer Testosteron-Spiegel, ausgelöst durch Vitamin-D-Mangel, führt zu Zyklusschwankungen und senkt die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft. Dagegen beobachten wir bei einer guten Versorgung mit Vitamin D eine signifikant höhere Erfolgsrate bei In-vitro-Fertilisationen und ein geringeres Risiko für Schwangerschaftskomplikationen und Frühgeburten.
Hormone wirken sich nicht nur auf Gesundheit und Wohlbefinden aus, sondern auch auf die Schönheit. Welche Rolle spielt Vitamin D hier?
Vitamin D sorgt für eine vitale, gesunde Haut. Ein geringer Vitamin-D-Spiegel kann zu Haarausfall führen, eine gute Versorgung kann dieses Problem folglich lindern.
Was raten Sie Patientinnen mit Vitamin-D-Mangel?
Erst einmal empfehle ich jeder Frau, in regelmäßigen Abständen den Vitamin-D-Spiegel überprüfen zu lassen. Liegt ein Mangel vor, hilft die Einnahme von Vitamin D3, etwa in Form von Tropfen oder Mundspray. Die meisten Verbraucherschützer halten Vitaminpräparate für überflüssig– ausgenommen Vitamin-D-Präparate.
Wieso stellt Vitamin D eine Ausnahme dar?
Vitamin D ist als Hormon nicht mit anderen Vitaminen zu vergleichen. Außerdem können wir den Bedarf nicht über Lebensmittel allein decken, nur mit mehr Zeit an der Sonne. Das aber lässt sich mit einer 40-Stunden-Woche in unseren Breitengraden kaum vereinbaren.