Eisenmangel bei Frauen

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Von Dr. Kathrin Sator – Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Eisenmangel ist die häufigste Mangelerkrankung weltweit und bedeutet einen Mangelzustand des Organismus an Eisen. Eisen ist ein essentielles Spurenelement für fast alle Lebewesen. Der menschliche Körper enthält etwa 2 bis 4 Gramm Eisen. Ungefähr 60 Prozent davon sind an den roten Blutfarbstoff Hämoglobin, die restlichen 40 Prozent an Ferritin, Hämosiderin, Myoglobin und Enzyme gebunden.

 

Ein Drittel der Weltbevölkerung leidet unter dieser Mangelerkrankung. 20% der betroffenen Menschen sind Frauen im gebärfähigen Alter. Durchschnittlich verlieren Frauen ungefähr 15 mg Eisen mit jeder Regelblutung. In der Schwangerschaft ist der Eisenbedarf sogar um fast 100% erhöht.

Durch den Eisenmangel wird die Produktion des roten Blutfarbstoffes, des Hämoglobins, gestört. In weiterer Folge kann dadurch eine Eisenmangelanämie, die häufigste Form der Blutarmut entstehen.

Eine sehr starke Regelblutung, die sog. Hypermenorrhoe zählt zu den häufigsten Ursachen für einen Eisenmangel bei Frauen. Der damit verbundene Eisenverlust lässt sich ausschließlich über die Ernährung schwer ausgleichen.

Folgende Kriterien sind für betroffene Frauen zutreffend:

·         Der Blutverlust ist mit Tampons allein nicht unter Kontrolle zu halten.

·         Es werden mehr als 12 Binden während einer Periode gebraucht.

·         Es werden mehr als 4 Binden an einem Tag gebraucht.

·         Es gehen auch Blutkoagel (Klumpen) ab.

·         Die Periode dauert länger als 7 Tage.

·         Chronische Blutungen.

 

Die Beschwerden des Eisenmangels beziehungsweise der Anämie können vielschichtig sein: typisch sind verstärkte Müdigkeit und Abgeschlagenheit mit Konzentrationsschwäche bis hin zu körperlichen Anzeichen, wie Haarausfall, brüchige Nägel oder eingerissene Mundwinkel.

 

Für die Diagnosesicherung ist eine einfache Blutuntersuchung ausreichend. Und zwar nicht die Bestimmung des Eisens (diese Bestimmung ist nicht mehr aktuell), sondern seiner Speicherform, des sogenannten Ferritins.  Ein erniedrigter Ferritin-Wert bestätigt das Vorliegen eines Eisenmangels. Laut WHO-Kriterien spricht man bei einem Wert <30 ng/ml von einem Eisenmangel und bei <15 ng/ml von einem schweren Eisenmangel. Sind zusätzlich auch die Werte des roten Blutbildes erniedrigt, hat man eine Eisenmangelanämie.

Grundsätzlich wird die Eisenmangelanämie wie ein Eisenmangel allgemein behandelt und es gibt die drei wesentliche Behandlungsansätze:

  1. Therapie der Ursache – Basis aller weiteren Maßnahmen ist es, die Ursache zu erkennen und, wenn möglich, zu behandeln. Eine leichtere Menstruation oder auch ein Stop der zu starken vaginalen Blutungen stabilisiert den Eisenhaushalt langfristig. Diese Behandlung kann mit pflanzlichen Präparaten (z.B. mit Mönchspfeffer), Medikamenten (meist hormonell mit natürlichen Gelbkörperhormonen oder in Form einer Pille) oder auch einer Operation (z.B. einer Verödung der Gebärmutterschleimhaut bei abgeschlossenem Kinderwunsch) erfolgreich sein.
  2. Fokus auf die richtige Ernährung – Der Körper kann selbst kein Eisen bilden. Daher muss Eisen durch die Nahrung zugeführt werden. Das gestaltet sich allerdings aufgrund der heutzutage unterschiedlichen Ernährungsformen teilweise schwierig. Eisen aus tierischen Lebensmitteln kann vom Körper besser aufgenommen werden. Das pflanzliche Eisen ist schlechter resorbierbar. Frauen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, sollten deshalb besonders genau darauf achten, ausreichend Eisen mit der Nahrung aufzunehmen. Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen oder Kichererbsen, Nüsse und Weizenkleie liefern besonders viel Eisen. Spinat hemmt im Gegenteil zum “Popeye”-Phänomen die Eisenaufnahme.
  3. Medikamentöse Eisentherapie – Auch durch eine geschickte und ausgewogene Ernährungsumstellung ist der Ausgleich des Mangels nur bedingt machbar. Der Eisenmangel kann aber gut und einfach behandelt werden. Die sogenannte “first-line”-Therapie, das bedeutet die Behandlung, die als Erstes empfohlen wird, ist die orale Therapie. Die zusätzliche Eisenaufnahme kann in Tabletten- oder Kapselform geschluckt werden und auch besonders gut magenverträglich als Sachet direkt im Mund aufgelöst werden, wodurch Reizungen im Magen und Darm vermieden werden können.

Die intravenöse Eisengabe in Form einer Infusion ist erst zweitrangig nur unter bestimmten Umständen anzuwenden.

Auf jeden Fall ist es wichtig, dass die Eisengabe über mehrere Wochen bis Monate durchgeführt wird, um zunächst das Eisendefizit im Blut auszugleichen und danach auch die Eisenspeicher wieder vollständig aufzufüllen. Während einer längerfristigen Einnahme von Eisen sollten die Eisenwerte unbedingt kontrolliert werden, um keine Eisenüberladung im Blut zu riskieren.

Die positiven Effekte einer Eisensupplementierung werden die Betroffenen bald bemerken – sie fühlen sich wieder fit und vital.

 

Literatur bei der Verfasserin